Bauleitplanverfahren

 
 
Presse-Echo auf unsere Proteste gegen die geplante Bebauung des Akaziengartens, 2004

Presse-Echo auf unsere Proteste gegen die geplante Bebauung des Akaziengartens, 2004

Neben dem botanischen Garten und dem Mathildenplatz wird der Akaziengarten als einzige Parkanlage auf der Fläche der Stadt Darmstadt nicht von der Stadt Darmstadt verwaltet und gepflegt, sondern befindet sich in Besitz und Verwaltung durch das Land Hessen. Neben dem Standort des Hessischen Rechnungshofs erfolgt seine Nutzung jedoch in erster Linie durch die Darmstädter Bürger zur Erholung und Freizeitgestaltung.

Nach 2003 sollte mit dem beschaulichen und in Teilen sehr naturnahen Dasein dieses Kleinods allerdings Schluss sein – nach dem Willen des Landes Hessen und der Stadtväter sollte der Akaziengarten um Stadtvillen bereichert werden, 16 an der Zahl. Die Bebauung war vor allem für die ökologisch wertvollen Randbereiche geplant, der deutschlandweit einzigartige alte Maulbeerbaumbestand hätte nicht erhalten werden können.

Vor diesem Hintergrund wurde 2003 die Bürgerinitiative „ProAkaziengarten“ gegründet, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, die Öffentlichkeit über die Planung zu informieren, Politiker und Entscheidungsträger über Geschichte und Bedeutung des Akaziengartens für das Quartier und die Stadt aufzuklären, eine öffentliche Diskussion anzuregen und letztlich so die Bebauung zu verhindern.

Zwar bescheinigt der 2003 / 2004 aufgestellte Flächennutzungsplan sowie Landschaftsplan dem Akaziengarten einen hohen Biotopwert, und sowohl Naturschutzbeirat als auch Denkmalbeirat standen der Bebauung kritisch bis ablehnend gegenüber – vielen Vertretern der Stadt kam der Plan des Landes Hessen allerdings entgegen, da die innerstädtische Nachverdichtung zum Programm der rot-grünen Koalition gehörte. 

Bei vielen Darmstädter Bürgern und den näheren Anwohnern des Akaziengartens traf die geplante Bebauung jedoch auf massiven Protest, so dass "ProAkaziengarten" in kurzer Zeit  über 700 Unterschriften sammeln konnte. Viele Bürger mochten nicht einsehen, weshalb wenige Jahre zuvor bestehender Wohnraum vis-à-vis des Akaziengartens abgerissen und durch Einzelhandelsflächen ersetzt wurde, und nun ein knapp zweihundert Jahre alter, denkmalgeschützter Park die benötigten Flächen zur Nachverdichtung liefern sollte.

Zu den im FNP formulierten Leitsätzen bzgl. einer stärkeren Durchgrünung der Stadt, des Ausbaus der innerstädtischen Grünzüge und Grünanlagen und deren Vernetzung sowie der besonderen Bedeutung historischer Ensemble und der Stärkung der Pflege des kulturellen Erbes in Denkmalanlagen stand die Einstufung einer denkmalgeschützten, gut erhaltenen historischen Parkanlage als Fläche zur Nachverdichtung in auffälligem Widerspruch.

Von der Stadt Darmstadt nicht bedacht wurden darüber hinaus die Leistungen des Akaziengartens für die Stadt durch seinen Beitrag zur Regulierung des Stadtklimas, als wichtiges Quartiersgrün in einem Viertel mit erhöhtem Sozialindex und als Zeugnis der Geschichte Darmstadts – und die Auswirkungen, die eine Bebauung von Teilbereichen des Parks auf all dies haben würde. 

Nachdem erste Zeitungsartikel erschienen waren, und sogar das Fernsehen berichtet hatte, setzte ein wahrer Polittourismus auf dem Grundstück ein. Namhafte Parteien informierten sich vor Ort und versuchten zu beschwichtigen. Nach und nach wurde der geplante Bebauungsplan abgespeckt…

Letztlich wurde von der geplanten Bebauung Abstand genommen – auch vor dem Hintergrund, dass sich die Gesamtsituation des Darmstädter Grundstücksmarkts in den Folgejahren mit Abzug der US-Streitkräfte und 120ha frei werdenden Kasernenflächen völlig veränderte –, und nur auf einem ausgegliederten Teilbereich im Südwesten der Anlage der Bau eines Studentenwohnheims realisiert.

Begehungen mit politischen Parteien im Rahmen des Bauleitplanverfahrens, 2004 - 2006 (Fotos: Uwe Wasserthal)
Protest beim Spatenstich für das Studentenwohnheim gegen eine weitere Bebauung des Parks, 2006 (Quelle: Film- und Videoclub Darmstadt e.V.)