Geschichte

 
 

Zwischen 1809 und 1811 wurde die Fläche im „Eschollbrücker Feld“ durch Erbprinzessin Wilhelmine, Frau des Großherzogs Ludwig II. erworben. Im Jahr 1817, dem Hungerjahr nach den Napoleonischen Kriegen, erfolgte die erste "Arbeitsbeschaffungsmaßnahme" in der Geschichte Darmstadts - als „Notstandsarbeit“ ließ Großherzog Ludwig I. einen Garten auf dem Grundstück seiner Schwiegertochter anlegen. Neben der Anlage des Gartens wurde am östlichen Rand der noch heute erhaltene Fliederberg als Aussichtshügel aufgeschüttet, der aufgrund seiner Entstehung noch lange Zeit im Volksmund den Namen „Hungerberg“ führte. Erzählungen zufolge beteiligten sich auch wohlhabende Bürger freiwillig an den Arbeiten und überließen ihren Verdienst den Bedürftigen.

Aufgrund des kargen Sandbodens wurde in den Alleen des Parks in erster Linie die "Akazie" (Robinia pseudoacacia) gepflanzt, die Hänge des Fliederbergs bepflanzte man mit Flieder. Außerdem wurden im Akaziengarten Maulbeerbäume zur Förderung der Seidenraupenzucht angepflanzt. 

Zur Ausstattung des Gartens zählten ein chinesisches Teehäuschen im Rondell, ein Schirm auf der Aussichtsplattform des Fliederbergs sowie Wasserbassins im Osten der Anlage.

Die Parkanlage wurde als formale Anlage angelegt, jedoch nicht als tatsächlicher Barock- oder Rokokogarten - vielmehr fanden sich im Akaziengarten Merkmale für Einflüsse verschiedener Stilrichtungen.

Einen Einblick in den damals der Großherzoglichen Familie vorbehaltenen Park geben zwei Gemälde Ernst August Schnittspahns aus dem Jahr 1858, die sich heute im Besitz der Hessischen Hausstiftung befinden. Sie zeigen die Aussichtsplattform des Fliederbergs mit Schirm und Blick auf Bessungen und die Bergstraße sowie das - damals noch ebenerdige - Rondell, die Alleebepflanzung der Wege mit "Akazien" und einen recht dichten Baumbestand im Parkinneren.

Zu Beginn des 20 Jhd. wurde der Garten durch das Deutsche Reich erworben und als Garnisonslazarett genutzt. 1914 wurden die Randbereiche mit Lazarettgebäuden in angepasster, geometrischer Grundstruktur überbaut, 1915 erfolgte die Inbetriebnahme des neuen Lazaretts. Über die Gebäude schrieb Ernst Beck 1920 in seinem "Darmstädter Allerlei": 'Der Architekt hat in sehr geschickter Weise auf die vorhandene Gartenanlage Rücksicht genommen. Die einzelnen schmucken Bauten, die er in den alten Garten stellte, machen einen freundlichen Eindruck.'

Aus der Zeit des Lazarettbaus stammen auch die Kopfsteinpflasterflächen sowie das historische Mosaikpflaster, das die Wege des Gartens schmückt. Ebenso die massive Einfriedung und die historischen Laternen. Bis heute erhalten ist außerdem der alte Maulbeerbaumbestand - als zahlenmäßig noch so starker zusammenhängender Bestand alter Maulbeerbäume deutschlandweit einzigartig.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Park ebenfalls als Lazarett genutzt. Mehrere Lazarettgebäude wurden jedoch während der Bombenangriffe zerstört.

Nach Kriegsende wurde ein Teil der Gebäude Sitz unterschiedlicher Institutionen des Landes und der Stadt - darunter die Ingenieurschule für Maschinenbau und Elektrotechnik, die Städtische Chemotechnische Fachschule sowie der Hessische Rechnungshof, der seinen Sitz noch heute im Akaziengarten hat. Die restlichen Gebäude werden bis heute als Wohnraum genutzt. Die Verwaltung des Parks erfolgt seit 2004 zum Großteil durch den Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH).