16. Dezember 2021

„Parkpflege-Konzept“ LBIH – Faktencheck

Das LBIH lädt die Presse zu einer Informationsveranstaltung bzgl. des „Parkpflege-Konzepts“ und der weiteren Entwicklung des Parks ein. Wir sind nicht eingeladen, lassen es uns aber nicht nehmen, ebenfalls vorbeizuschauen. Auch wir können Fragen stellen und erhalten zum Schluss erstmalig das „Pflege-Konzept“ in schriftlicher Form.

Aufgrund der Darstellung des LBIH erachten wir es als notwendig, an dieser Stelle einige Fakten zum „Parkpflege-Konzept“ zu veröffentlichen:

  • 2013 wurde ein externes Büro durch das LBIH mit der Erstellung einer „Pflege-Richtschnur“ für den Akaziengarten beauftragt, da sich zu dieser Zeit der Vitalitätsverlust vieler Bäume bereits sichtbar abzeichnete und außerdem deutlich wurde, dass sich die Grünpflege, die sich weder an denkmalpflegerischen noch ökologischen Gesichtspunkten orientierte, nicht förderlich auf die Gehölze und die Anlage auswirkte.

  • Vom Büro wurde ein Vorentwurf erstellt, der uns und dem Landesamt für Denkmalpflege Ende 2014 vorgestellt wurde. Wir konnten dabei Anregungen und Einwände vorbringen, dann erfolgte die weitere Erarbeitung des Konzept-Entwurfs. Inwiefern Eingaben von Seiten des Denkmalschutzes im Entwurf berücksichtigt sind, und ob die Naturschutzbehörde ebenfalls beteiligt wurde, entzieht sich unserer Kenntnis.

  • Da für die abschließende Ausgestaltung des Pflegekonzepts noch Bodenuntersuchungen fehlten, um Aufschluss über die Ursache des Baumsterbens zu geben, verblieb das Konzept vorerst im Entwurfsstatus. Dies ist ein durchaus sinnvolles Vorgehen, da die Bekämpfung des Baumsterbens eine der vorrangig notwendigen Maßnahmen darstellt, die sich in jedem Fall konkret im endgültigen Pflegekonzept niederschlagen müsste, was natürlich erst nach Ursachenermittlung geschehen kann. Gleiches gilt für die noch ausstehenden Nachpflanzungen (mittlerweile in dreistelliger Zahl). 

  • Leider wurde die Ursachensuche jedoch weder besonders ernsthaft noch zeitnah vorangetrieben, so dass die Fertigstellung bislang nicht erfolgen konnte, und der vorliegende Entwurf mittlerweile nicht mehr aktuell ist. Zum einen ist es um den Baumbestand im Akaziengarten inzwischen sehr viel schlechter bestellt, zum anderen wirkt sich der Klimawandel in der Zwischenzeit sehr viel stärker aus, so dass Maßnahmen zur Klimaresilienz stärker in den Fokus gerückt sind, und auch ökologische und artenschutzrechtliche Fragestellungen ein anders Gewicht bekommen haben. Einige der Maßnahmen des Konzepts würde man unter heutigen Gesichtspunkten so nicht mehr empfehlen. 

Beispielfotos: Baumbestand am Rondell 2014 und 2021

Auch sind die inzwischen durchgeführten Bodenuntersuchungen in ihrem Umfang in keiner Weise ausreichend, um die Ursache des Baumsterbens zu klären!

 

Dass das LBIH nun ein nicht abgeschlossenes, an die aktuellen Gegebenheiten nicht angepasstes, sieben Jahre altes Konzept im Entwurfsstatus als Parkpflegewerk präsentiert, ist u. E. eine interessante Herangehensweise. Fraglich ist dann jedoch immernoch, weshalb innerhalb dieses langen Zeitraums so gut wie keine der im Konzept genannten Maßnahmen umgesetzt worden sind. Vielmehr nennt auch das Konzept Bodenanalysen und darauf aufbauende Revitalisierungsmaßnahmen der Bäume als vordringliche Maßnahmen.

 

Seither durchgeführte Maßnahmen zur Ermittlung der Ursache des Baumsterbens:

·      2015: Bodenutersuchung: Nährstoffanalyse

·      2019/2020: Bodenuntersuchung: umfangreichere Nährstoffanalyse

 

Konkret zum Baumerhalt durchgeführte Maßnahmen seit 2009* (*Bekanntwerden des Baumsterbens):

·      2018: Notbewässerung (3 Bewässerungsgänge in Zusammenarbeit mit ProAkaziengarten e. V.)

·      2019: Notbewässerung (2 Bewässerungsgänge in Zusammenarbeit mit ProAkaziengarten e. V.)

·      2020: Notbewässerung (2 Bewässerungsgänge)

·      2021: Bewässerung über die Sommermonate, 

                 Düngung (für Bäume jedoch leider zum falschen Zeitpunkt)

 

Das vom LBIH als Grund für die zeitlichen Verzögerungen angeführte „gründliche Vorgehen“ würden wir uns sehr wünschen. Das dortige Vorgehen hat mit Gründlichkeit bislang jedoch wenig zu tun.

 

… und noch ein Wort zu der Angabe, die 53 derzeit zur Fällung anstehenden und z. T. schon gefällten Bäume seien „abgestorben oder nicht mehr haltbar“. 12 Bäume davon sind/waren aktuell nicht abgestorben und von ihnen geht/ging auch keine Verkehrsgefahr aus (bzw. könnte diese bereits mittels Schnittmaßnahmen behoben werden), so dass eine Fällung nicht nötig ist.

Besonders auf dem Fliederberg ist jede unnötige Fällung dringend zu vermeiden, da der dortige Boden aufgrund der Hanglage und der vielen bereits gefällten Bäume noch stärker austrocknungsgefährdet ist, wodurch die dort wachsenden Bäume besonders gefährdet sind.

Mascha Wembacher